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Jahrgang 2014

Am 15. Oktober konnten wir nach genau vier Wochen die Ernte des Weinjahrgangs 2014 abschließen. Mehr über den Verlauf der Weinlese erfahren Sie im Herbsttagebuch.

Der Jahrgang 2014 erscheint uns qualitativ in der Südpfalz sehr vielversprechend! Die Reifebedingungen haben sich während der Lese sehr stark verändert, deshalb wird es keinen einheitlichen 2014er Jahrgangstyp geben. Zu Beginn der Lese, als viele Kollegen aus Angst vor der Kirschessigfliege und den fast traumatischen Erinnerungen an das schwierige Vorjahr recht zügig mit der Lese begannen, entstand ein eher "kühler" Weintyp mit geringerem natürlichen Alkoholgehalt und einer so hohen Säure, dass diese sicherlich mancherorts önologisch korrigiert wurde. Mit dem trockenen und recht warmen Wetter änderten sich jedoch die Bedingungen hin zum "warm gewachsenen" Weincharakter. Deshalb dürften die "frühen" Weine sich eher wie kleine 2008er entwickeln, während die späteren mehr 2007, 2009, 2011 und 2012 entsprechen könnten.
Wir konnten in allen Weinbergen Trauben in solcher Qualität ernten, dass beim kommenden Jahrgang 2014 bei uns sehr viel erwartet werden darf!
Der Witterungs- und Vegetationsverlauf und die Lesedaten 2014 erklären vieles, was den späteren Jahrgangscharakter, sowie die Stärken und Schwächen ausmachen wird.

Witterungsverlauf
Das Jahr begann mit einem sehr milden und trockenen Winter. Auch der Frühling war überdurchschnittlich warm und sonnig. Nach den 1300 Sonnenscheinstunden der ersten Jahreshälfte, haben wir Mitte Oktober mit über 2050 Sonnenscheinstunden schon die durchschnittliche Jahressumme erreicht! Bis auf den Juli war jeder Monat wärmer als das langjährige Mittel.
Im Juli kam der lang ersehnte Regen, der mit seinen über 150l/m² (was etwa einem Fünftel unserer durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge entspricht), die Wasserreserven im Boden wieder richtig auffüllte. Im August und September folgte eine wechselhafte Witterung, die aber im Vergleich zu den meisten anderen Weinregionen bei uns deutlich geringere Niederschlagsmengen brachte.
Der außergewöhnlich warme "Goldene Oktober" begann schon in der letzten Septemberwoche und sorgte während der gesamten Weinlese mit Wind und der immer noch kräftigen Sonne stets schnell dafür, dass die morgendliche Feuchtigkeit oder ein kurzer Regenguss immer wieder ganz schnell abgetrocknet wurden. Es gab nie Nebel, der mit seiner feinen Tröpfchenbildung die meiste Feuchtigkeit an die Trauben bringt.
Vegetationsverlauf: Aufgrund der idealen Wetterbedingungen begann die Vegetation der Reben verfrüht schon in der ersten Aprilhälfte, und damit auch die Angst vor Frostschäden bis zu den Eisheiligen Mitte Mai. Unsere Reben blieben davon verschont. Anfang Juni blühten die Reben deutlich früher als im Durchschnitt der Jahre. Der Vegetationsvorsprung der Reben von bis zu drei Wochen wurde erst durch die Wasserknappheit im Boden zur Jahresmitte verlangsamt. Das für den Jahresurlaub im Juli ungünstige wechselhafte, recht feuchte Wetter war für unsere Weinberge jedoch ideal. Die ganze Vegetation erholte sich wieder und ergrünte erneut, weil nun aufgrund der Feuchtigkeit die Nährstoffe im Boden wieder pflanzenverfügbar waren. Durch die kühleren Temperaturen im August verlangsamte sich nicht nur die Reifeentwicklung der Trauben, sondern es konnten auch feine Aromen gebildet, die Säure bewahrt und wichtige Inhaltsstoffe eingelagert werden. Alles in Allem also sehr gute Bedingungen für den Jahrgang 2014, wenn, ja wenn, sich unter den milden Witterungsbedingungen nicht auch eine bisher nicht gekannte neuartige Bedrohung ideal entwickelt hätte:

Die Kirschessigfliege
Das aus Asien stammende und erst vor wenigen Jahren nach Europa verschleppte Insekt stellte viele Rotweinwinzer vor existenzielle Probleme. Vor allem die Trauben von früh reifenden Rotweinsorten wurden von diesem in unseren Breitengraden bisher unbekannten Schädling befallen. Unsere Spätburgunder waren weniger betroffen als befürchtet. Die wenigen befallenen Beeren konnten bei der sehr aufwändigen Handlese ebenso entfernt werden. Ein gewisses Problem könnte dieser neue Schädling jedoch in Zukunft für den Gewürztraminer werden, da dieser von all unseren Rebsorten die "Drosophila suzukii" am meisten anzieht.

Die Lese 2014
Die allgemeine Lese begann durch die Gefahr dieses neuen Schädlings und der Angst vor Fäulnis Anfang September recht früh. Mit der modernen Technik von Vollerntemaschinen kann sehr schlagkräftig, recht kostengünstig und ohne den Aufwand der Unterbringung, Verkostung und Organisation einer großen Lesemannschaft geerntet werden. Deshalb werden in der Pfalz inzwischen über 90% der Reben maschinell geerntet. Wird zu einem frühen Zeitpunkt oder bei gut vorselektioniertem Lesegut diese Technik eingesetzt, so ist sie nicht nachteilig. Für viele Winzer war deshalb auch spätestens Anfang Oktober die Lese bereits beendet.
Weine in höherer Qualität waren in diesem Jahr nur mit viel Vorarbeit im Weinberg während der Vegetation und auf weniger wüchsigen Böden möglich. Unsere seit über 25 Jahren ohne mineralischen Stickstoffdünger auskommende Weinbergsbewirtschaftung und unsere artenreiche Begrünungen sorgten im regenreichen August bei den Reben für so viel Wasser- und Nährstoffkonkurrenz, dass deutlich weniger Fäulnispotenzial an den Trauben festzustellen war als meist andernorts. Auch das sehr aufwendige Traubenhalbieren bei den Burgundersorten, Muskateller und Gewürztraminer im Juli hat sich in diesem Jahr voll gelohnt, weil dadurch die durch Feuchtigkeit prall gefüllten Beeren deutlich mehr Platz an den Trauben hatten und sich nicht gegenseitig abdrückten.
Wir begannen am 18. September die Weinernte mit der Lese von Spätburgunder für Sektgrundwein. Danach wurden 12 Tage lang nur "vorgelesen". Dies war eine ganz wieder die entscheidende Voraussetzung für das Hängenlassen der Trauben und "Warten" auf die perfekte (Physiologische) Reife. In diesem Jahr waren die Burgundersorten robuster und widerstandsfähiger als der Riesling, der aufgrund des diesjährigen Vegetationsverlaufes schon recht früh weiche Beeren hatte. Wer nicht mit einer Vorlese bei gutem Kabinett-Mostgewicht alles Negative entfernt hatte, konnte bei der späteren Lese nicht mehr zwischen guter "Edelfäule" und schlechter "Sauerfäule" unterscheiden. Außerdem war das Infektionspotenzial nicht vorgelesene Weinberge bei der warmen und feuchten Witterung viel größer. Das Vorlesen kann nur in Handarbeit erledigt werden und ist mit etwa 200 Lesestunden pro ha sehr zeitaufwendig. In 2014 zahlte es sich für den Riesling bei den hohen Qualitäten voll aus. Über 2200 Lesestunden wurden bei Riesling, Gewürztraminer, aber auch Muskateller und Sauvignon Blanc für diese Vorarbeit schon aufgewendet, bevor es mit der Lese richtig losging.
Ungewöhnlich lange benötigten wir in diesem Jahr auch für die Lese des Spätburgunders, da es neben allen faulen und infizierten Beeren auch viele unreife, stiellahme und überreife Beeren auszusortieren galt. Alle weißen Burgundersorten waren aber in einem so hervorragenden Gesundheitszustand, dass sie "auf den Punkt" ganz schnell und ohne Probleme gelesen werden konnten.
Durch die fast tropische Witterung im zweiten Teil der Weinernte waren die vollreifen Rieslingtrauben zwar recht empfindlich, wir brachten aber mit unserer bis zu 40 Lesehelfern großen Mannschaft die Trauben aus den Spitzenlagen perfekt und ohne Fäulnis sicher in den Keller.
Die von uns eingebrachten Qualitäten haben aber auch ihren Preis, einen Ertrag von 48hl/ha im Gesamtbetriebsdurchschnitt.
Trotz dramatisch kleiner Vorjahresernte hatten wir auch in diesem Jahr unsere Reben -wie immer- nur auf Qualität ausgerichtet kurz geschnitten und bei allen die Qualität fördernden - und damit Ertrag reduzierenden- Maßnahmen in der ganzen Saison keinerlei Kompromisse gemacht. Dies war die Voraussetzung, um in einem "Jahrgang für Könner" großartige Weine mit sehr viel Entwicklungspotenzial erzeugen zu können. Wir freuen uns jetzt schon auf sie!

Die Lese 2014 in Zahlen
Lese: 18. September bis 16. Oktober. An den 28 Kalendertagen wurde an 26 Tagen geerntet.
Rebfläche im Ertrag: 21,5 ha
Lesestunden: 5800, das entspricht etwa 270h/ha
Gesamterntemenge: ca. 100.000 Liter