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Jahrgang 2016

Der Vegetationsverlauf 2016 war sicherlich einer der ungewöhnlichsten in den letzten Jahren. Durch ungewöhnlich milde Temperaturen blühten bereits zum Jahreswechsel die Mandeln! Ein richtiger Winter mit großer Kälte und viel Schnee gab es auch danach nicht mehr. Trotzdem kam die Natur in diesem Jahr nicht so recht in Gang. Viele Pflanzen mussten erst ein zweites Mal austreiben, weil ihr allzu früher Start in die Vegetation durch Erfrieren der ersten Sprossen bestraft wurde.

Die Reben sind als Winter-Langschläfer meist nicht so sehr von Spätfrostschäden betroffen. Doch in diesem Jahr führte in der letzten Aprilwoche Strahlungskälte in Weinbergen, die sonst als frostsicher gelten, zu Schäden am ersten Grün von Spätburgunder, Chardonnay und Muskateller.

Der Wonnemonat Mai begann noch recht normal, bescherte dann jedoch Ende des Monats den Weinbergen eine Primärinfektion des Falschen Mehltaus (Peronospora), wie man es seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Mit ausschließlich biologischem Pflanzenschutz gegen diese Pilzinfektionen an Blättern und Trauben anzukämpfen, ist eine ganz große Herausforderung. Weil jedoch die Wetterlage mit nur ganz wenigen regenfreien Tagen im Juni uns diese ganz schwierige Aufgabe noch verkomplizierte, müssen wir in diesem Jahr mit erheblichen Ertragsausfällen leben, die bei manchen Rebsorten über die Hälfte ausmachen werden.

Auf die Qualität der Weine hat dieser Aspekt jedoch keine Auswirkung, weil hierfür nur der Zustand und die Qualität der Trauben ausschlaggebend sind! Weil sich ab Ende Juli dann die Witterungsbedingungen grundlegend änderten, und von da an sehr trockenes, warmes Wetter den Vegetationsverlauf bestimmte, dürfen wir in diesem Jahr Trauben wie aus dem Bilderbuch ernten.

Auch die Lese ist eine der ungewöhnlichsten, die ich jemals erlebt habe. Nicht weil sie vom Trauben Zustand oder dem Witterungsverlauf außergewöhnlich gewesen wäre, das war alles normal, aber es war so viel Geduld gefragt, wie selten: am Ende standen 19 Lesetagen insgesamt 21 Tage an denen nicht gelesen und abgewartet wurde gegenüber! Es war oft anstrengender und schwieriger die Lesehelfer mit anderen Arbeiten zu beschäftigen oder immer weiter zu vertrösten, als die Entscheidung zu treffen, was als nächstes zu ernten wäre.

Die Pausen und die Geduld waren nötig, da nur bei manchen Rebsorten schon zu Beginn der Ernte die Trauben die perfekte Qualität erreicht hatten. Da dies aber nur die durch Frost und Peronospora stark Ertrag reduzierten Sorten Spätburgunder, Muskateller, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Grauer Burgunder waren, und da der Gesundheitszustand der Trauben, wie eingangs beschrieben ideal war, ging dort die Lese unglaublich schnell vonstatten.

Auch für die zweite Hälfte der Lese war diese Mischung aus Ernten und Abwarten ganz typisch. Da sich dies bis in den November fortsetzte, gab es kurzfristig sogar ein Problem mit den Lesehelfern, da wegen des Feiertags Allerheiligen am 1. November unsere polnischen Erntehelfer alle vorher nach Hause gefahren waren. Da die Lese jedoch bei den meisten Pfälzer Betrieben bereits beendet war, konnte dies jedoch schnell durch erfahrene rumänische und elsässische Erntehelfer gelöst werden. Deshalb wurde die Ernte auch an den letzten vier Tagen mit tatkräftiger Hilfe des elsässischen Leseteams vom befreundeten Weingut Friedrich Becker aus Schweige abgeschlossen.

Im zweiten Teil der Ernte ging es aber auch darum die richtige Reife und den entsprechenden Zuckergehalt bei den zu erntenden Trauben zu erreichen. Ging dies bei den doch recht ertrag reduzierten Rebsorten der ersten Erntewochen noch recht einfach, so war es aufgrund des allgemein recht kühlen 2016er Vegetationsverlauf bei normalem Ertrag nur mit viel Geduld und Risiko möglich. Da es bis zum Ende nicht den oft in dieser Jahreszeit üblichen Nordost-Wind gab, der wie ein Föhn die Trauben Regenfeuchtigkeit oder Tau abtrocknet, mussten wir oft einen Tag länger warten, bis wieder weiter gearbeitet werden konnte. Ständig wurden die Trauben Proben aus den verbliebenen Weinbergen geholt, um das aktuelle Mostgewicht und die Säure festzustellen.

Am 4. November konnten dann endlich die letzten Trauben des Jahrgangs eingebracht werden.

Fazit

Hätte Ende Juli ein Winzer vorausgesagt, dass am Ende ein solcher Jahrgang in den Kellern liegen würde, hätten ihn die meisten als totalen Optimisten oder als verrückt erklärt. Denn alles, was bis dahin negativ war, und es kann nicht viel mehr schief laufen, wendete sich auf einmal zum Guten! Durch den grandiosen Spätsommer mit viel Sonnenschein wurde der Vegetationsrückstand wieder aufgeholt. Der Gesundheitszustand der Trauben war perfekt und am Ende wurde überall “wenn auch manchmal nur mit viel Geduld und Risiko“ die angestrebten Qualitäten erzeugt.

Der Jahrgang 2016 wird wohl sehr feine, elegante, ganz jahrgangstypische, etwas leichtere Weine mit einer präsenten, aber stets eingebundenen, mineralischen Säure hervorbringen.

Auch die Ertragseinbußen stellten sich am Ende als nicht ganz so drastisch, wie zunächst befürchtet, heraus. So konnten wir doch noch etwa 80% der sonst üblichen Erntemenge einbringen.

Siebeldingen, im Januar 2017