Liebe Freunde des REBHOLZ-Weines!
"Nachdem am 30. September die letzten Trauben geerntet waren, wurde es so kalt, dass es zu schneien begann und alle Blätter an den Rebstöcken verfroren und zu Boden fielen." Diese Schilderung des letzten Erntetages 1947, die von Birgit Rebholz‘ verstorbenen Großeltern stammt, beeindruckt mich, seit ich sie zum ersten Mal gehört habe. Denn der extrem frühe Kälteeinbruch konnte keinen Schaden mehr anrichten, der Jahrhundertjahrgang war so früh schon eingebracht. Ob nur das sehr warme Wetter der späten 40er Jahre für die extrem frühe Ernte sorgte oder die Überlegung, mit einer ganz frühen Ernte möglichst viele Früchte nach Hause bringen zu können, wo doch vielerorts noch große Armut und Hunger herrschten, lässt sich heute nicht mehr hinterfragen.
Wenn wir wie in diesem Jahr mit der Ernte schon wieder Ende August beginnen, dann ist dies aber eindeutig auf die veränderten klimatischen Bedingungen zurückzuführen, die wir seit Jahren erleben. Während in den 80er Jahren die Lese stets erst im Oktober begann und nie vor November beendet wurde, hat sich dies nun alles um mehr als einen Monat nach vorne verschoben. Bot unser erstes Hoffest 1990 am ersten Septemberwochenende noch eine bestens geeignete Gelegenheit sich den heranwachsenden Jahrgang im Weinberg zu betrachten, so ist seit vier Jahren die Lese dann bereits voll im Gange. Doch dies geht nicht auf Kosten der Qualität, etwa weil die "100 Tage Regel" zwischen Blüte und Lese sich verringern würde. Durch die milderen Winter erwacht die gesamte Vegetation deutlich früher aus dem Winterschlaf, ist dadurch aber auch für Spätfröste viel anfälliger, und verschiebt alle gewohnten Daten von Austrieb, Blüte und Reife immer weiter nach vorn. Insgesamt bleibt die Vegetation aber auch länger vital und grün als es früher üblich war.
Auch in diesem Jahr hatten ideale Wetterbedingungen während der Vegetation wieder für einen sehr frühen Lesebeginn gesorgt. Die extrem heißen Temperaturen Mitte September bewegten uns eine Woche lang sogar zu einem Lesestart in ganz früher Morgenstunde, um die Trauben nicht zu warm ins Kelterhaus zu bringen und unsere Lesehelfer nicht die ganze Zeit der Sonne und Hitze auszusetzen. Ein Kälteeinbruch Ende September allerdings, wie eingangs beschrieben, hätte uns in diesem Jahr doch etwas geschadet, weil wir zu diesem Zeitpunkt mit der Lese noch nicht fertig waren. Mit dem Ergebnis der Lese sind wir wieder sehr zufrieden. Nicht nur weil wir außergewöhnlich gesunde und reife Trauben ernten durften, sondern auch weil dies mit unserer vielköpfigen Lesemannschaft unter den aktuell recht aufwändigen Bedingungen ohne Komplikationen und Infektionen möglich war.
Wir erwarten vom neuen Jahrgang Weine mit einer ganz klaren, sehr ausgeprägten Sortenund Lagencharakteristik und angenehmer Säure. Was jedoch den Jahrgang 2019 angeht, so überhäuft ihn die Fachpresse gerade mit Höchstbewertungen und den Attributen eines ganz, ganz großen Jahrgangs! Auch unsere Weine erhielten wieder von allen Seiten Höchstbewertungen. Aufgrund der zum Teil doch recht geringen Erträge sind inzwischen zwar nicht mehr alle Weine verfügbar, unser aktuelles Angebot bietet jedoch eine stattliche Auswahl an Weinen, die man jetzt oder erst in ein paar Jahren, zum Essen oder auch ohne, alleine oder mit Familie und Freunden trinken kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Familie Rebholz