Pioniere des Natur-Wein

Weinbau betreibt die Familie Rebholz in Siebeldingen nachweisbar seit 1632. Dabei waren verschiedene Familienmitglieder auch einmal Bierbrauer oder Schultheise, aber immer gab es wenigstens einen Winzer in der Familie.

Seit über 100 Jahren bewohnen die Rebhölzer das im 16. Jahrhundert gebaute Gutsgebäude. Mit der Abfüllung von Flaschenweinen begann die Familie nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Wie in jener Zeit üblich, hatte man vorher die Gastronomie durch den Versand von eigenen Fässern beliefert.

Die Idee vom Typ Rebholz reifte im Kopf des gelernten Forstwirts Eduard Rebholz (1889-1966) heran, der nach dem Krieg den elterlichen Weinbau übernahm und als »Ökonomierat« noch viel von sich reden machen sollte. Er nahm entschieden Anstoß am Weingeschmack jener Jahre. Den bodenlos denaturierten, künstlich gesüßten Tropfen seiner Zeit setzte er seine Idee vom »Naturwein« entgegen.

Zeit seines Winzerlebens experimentierte und probierte der Naturwissenschaftler zusammen mit seinem Sohn Hans, um der wahren Natur der Weine auf den Grund zu kommen. Dabei kam ausnahmslos alles auf den Prüfstand: das Klima war besser einzuschätzen, die Böden waren zu erforschen und die idealen Pflanzenpartner zu finden, der rechte Lesezeitraum war neu zu bestimmen und die gängige Methode der Vinifizierung durch ein eigenes, strenges Regelwerk zu ersetzen. Und nicht zuletzt waren wissenschaftliche Erkenntnisse und die praktischen Erfahrungen von Winzern anderer Regionen mit in die eigenen Überlegungen einzubeziehen.

Seine bis heute aktuellen Gedanken dokumentieren einige Auszüge aus den »historischen« Rundschreiben des Ökonomierates Rebholz:

1950: »So sind die oben genannten Weine reif, rein und sauber. Es sind Weine von denen das zweite und dritte Glas besser schmeckt als das erste – nicht umgekehrt!«

Seine Idee vom Naturwein beschrieb Ökonomierat Eduard Rebholz im Juni 1951. Er wollte schon damals, neben dem aktuellen Weinangebot, seine Kunden über alles informieren, was den Rebholz-Wein so anders, so besonders macht:
»Sie bekommen aus meinem Keller stets nur Naturweine, die das Ergebnis mühe- und liebevoller Pflege der Reben und ebensolcher Kellerwirtschaft sind (keine Zuckerung, kein künstliches Süßhalten oder ähnliche grundsätzliche Strukturveränderungen, die dem Wein den ursprünglichen Charakter nehmen und ihn in meinen Augen nicht mehr als Naturprodukt erscheinen lassen).«  

In zahlreichen Kundenbriefen warb Eduard Rebholz für seine Weinphilosophie. Heute lesen sie sich wie eine kleine Weinbaugeschichte:
»Wir meinen, daß schon draußen im Weinberg die Qualität des späteren Weines weitgehend bestimmt werden muß. Was dort unwissentlich oder absichtlich versäumt wurde, kann auch durch die raffinierteste Kellerwirtschaft nur mangelhaft ausgeglichen werden. Daher ist Rebholz-Wein das Kind eines Weinbaues, der mit allen Mitteln der Natur die höchste Reife der Trauben zu erreichen sucht, und einer Kellerwirtschaft, die dem Wein in keiner Weise Gewalt antut. Wir verzichten nämlich nicht nur auf die gesetzlich zulässige Weinverbesserung mittels Zucker oder Zuckerwasserzusatz... sondern wir lehnen auch vor allem strikt jene gesetzliche zulässigen ›modernen Methoden‹ der Weinbehandlung ab (Abstoppen der Gärung, Zusatz von Süßwein oder Traubensaft u.dgl.m.), die alle nur einem Ziel dienen: der Süße; der Süße, die den Wein beherrschen und wertvoller erscheinen lassen soll.«

Für den Sohn des Ökonomierats, Hans Rebholz (1920-1978), war der Weg vorgezeichnet, als er 1949 aus Kriegsgefangenschaft zurückkehrte. Nach einer rasch abgeschlossenen Ausbildung führte er viele Jahre lang gemeinsam mit seinem Vater das Weingut, das er nach dessen Tod in alleiniger Verantwortung übernahm. Er setzte die Idee des durchgegorenen – auch leichten – Weines konsequent um und stellte sich damit als einer der wenigen angesehenen Winzer Deutschlands gegen den alles dominierenden Trend der mit Süßreserve gesüßten und im Alkoholgehalt aufgezuckerten Weine. Mitte der 70er-Jahre erlebte er die Renaissance der trockenen deutschen Weine.

Nach dem allzu frühen Tod von Hans Rebholz im Jahr 1978 führte seine Frau Christine das Gut in seinem Sinne weiter, unterstützt von ihrem anfangs noch jugendlichen Sohn Hansjörg.

Seit Mitte der 90er Jahre liegen die Geschicke des Weinguts in den Händen von Hansjörg Rebholz und seiner Frau Birgit, die keinen Deut von den Prinzipien abrücken, die sich bei Vater und Großvater bewährt haben. Dennoch gab es seitdem wichtige Veränderungen und Neuerungen wie die Ausweitung der Betriebsfläche und der Kellereigebäude, die Zusammenarbeit mit den  5 Freunden, die Mitarbeit im VDP oder seit 2005 die konsequente Umstellung auf ökologischen Weinbau. Qualitätspolitik und Erzeugung charaktervoller Weine haben sich bewährt und finden Anerkennung, beispielsweise im Weinguide Gault-Millau durch die Ernennung von Hansjörg Rebholz zum «Winzer des Jahres» im Jahr 2002 oder in der Zeitschrift Falstaff wo er 2013 ebenfalls «Winzer des Jahres» wurde.